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Stabilisierung der Lebenssituation in kürzester Zeit

Babylotse verwiesen. Die Ambulanz vermutet, dass sich dahinter weitere Probleme verbergen. Das anschließende Clearing bestätigt die Vermutung. Die Mutter stammt aus Ghana und spricht ausschließlich Englisch. Vor 1,5 Jahren war sie mit einem Touristenvisum nach Deutschland eingereist, aktuell ist der Aufenthalt noch nicht endgültig geregelt und sie befindet sich in einer sehr prekären Situation. Sie bezieht keinerlei Sozialleistungen und übernachtet im Wechsel bei unterschiedlichen FreundInnen und Bekannten. Für das Neugeborene ist bisher keine Ausstattung vorhanden. Der Kindsvater hat die Vaterschaft anerkannt und eine Sorgerechtserklärung abgegeben. Finanziell unterstützt er die Kindsmutter jedoch nicht und die Beziehung besteht nicht mehr. 

Die Kindsmutter hat einen Rechtsanwalt beauftragt, der sich um ihre aufenthaltsrechtlichen Belange kümmert. Der Erstkontakt zur Babylotsin findet zwei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin statt. Es wird klar, dass die Lebenssituation der Mutter im Sinne des Kindes dringend stabilisiert werden muss, bevor das Baby zur Welt kommt. Unser Handlungsauftrag ergibt sich aus dem Anspruch des Kindes heraus, ein Recht auf sicheres Aufwachsen zu haben. Die Babylotsin bespricht den Fall intensiv im Team und mit der Programmleitung. Gemeinsam wird ein Vorgehen entwickelt. Durch die Programmleitung kann kurzfristig ein Termin beim Sozialamt vereinbart werden. Die Babylotsin begleitet die Kindsmutter. Die Sicherung der Wohn- und Aufenthaltsverhältnisse ist zunächst die wichtigste Grundlage. Außerdem wird ein Antrag nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gestellt und damit verbunden die Unterbringung, Leistungen zum Lebensunterhalt, die Aufnahme in eine Krankenversicherung und die Erstausstattungspauschale für das Baby. Unmittelbar am folgenden Tag werden der Kindsmutter die Leistungen ausgezahlt und sie kann in eine Unterkunft mit eigenem Bad und Küche ziehen. Auch dorthin begleitet sie die Babylotsin und leitet zur Sozialbetreuung vor Ort über.

Die Babylotsin bindet die Mutter ebenfalls an die Humanitäre Sprechstunde des Gesundheitsamtes (Gesundheitliche Beratung / Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung) an. Dort erhält sie pränatal weitere Vorsorgeuntersuchungen. Das Family House des Kinderschutzbundes unterstützt bei der Ausstattung für das Neugeborene. 
Innerhalb von knapp zwei Wochen wird alles für die Zeit nach der Geburt vorbereitet. Die Babylotsin organisiert einen Kinderarzt, eine Gynäkologin und meldet die Mutter bei der Wochenbettnotversorgung an, worüber eine Nachsorgehebamme vermittelt wird. Einige Wochen nach der Geburt vermittelt die Babylotsin die Mutter in ein weiteres Angebot der Frühen Hilfen (Willkommenstage in der frühen Elternzeit). Somit ist gewährleistet, dass die Mutter für das erste Jahr mit dem Baby einerseits eine engmaschige Begleitung bekommt, aber auch über die Mütter-Cafés Kontakte zu anderen Müttern aufbaut. Die Evaluation zeigt: In wenigen Monaten wird sie ihre Aufenthaltserlaubnis erhalten.  Gleichzeitig lernt die Mutter in einem Deutschkurs mit Kinderbetreuung die Sprache.

Der Fall zeigt, dass durch eine ausreichende Bereitstellung sozialer Unterstützungsmöglichkeiten und Vernetzung Eltern stabilisiert und eine gute Grundlage für das Aufwachsen eines Kindes geschaffen werden können.

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