Inobhutnahmen –
Fachtag in Frankfurt
Am 26.06. fand in Frankfurt ein Fachtag zum Thema „Kinderschutz rundum die Geburt“ statt. Dieser Fachtag war der vorläufiger Höhepunkt eines langen Prozesses – wie wird Kinderschutz in der Geburtshilfe gelebt, wie ist die Sichtweise des Jugendamts und wie bringen wir diese unterschiedlichen Positionen in einen gelingenden Prozess ein, der die Entscheidungen und Kommunikation in diesen sehr stressigen und schnelllebigen Situationen erleichtert? Und was hat das mit Babylotse zu tun? Babylotse versteht sich als ein Angebot an der Schnittstelle zwischen dem Gesundheitswesen und der Kinder- und Jugendhilfe und ist damit prädestiniert, in diesem Austausch die Rolle des Vermittlers einzunehmen. Ohne Babylotse wäre das heutige Ergebnis nicht möglich gewesen – und das Ergebnis bedeutet eine Verfahrensanweisung für die Geburtshilfe Bürgerhospital (die größte Geburtsstation in Deutschland), die jetzt als Vorlage für eigene Abläufe in weiteren Kliniken verwendet wird und einen verbindlichen Orientierungsrahmen für die Mitarbeiter*innen im Jugendamt.
Am Fachtag (gemeinsam getragen von Babylotse, Jugendamt und Bürgerhospital) kamen über 90 Personen aus der Medizin, aus dem Jugendamt und aus den Frühen Hilfen zusammen und diskutierten engagiert und wertschätzend miteinander – und diese direkte Kommunikation auf Augenhöhe ist der Schlüssel zum Erfolg. Prof. Heilmann, vorsitzender Richter für Familienrecht am Oberlandesgericht, Frankfurt, gab einen umfassenden Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen und konnte damit sehr gut, alle ins Boot holen.
Es ging um die Grundrechtspositionen von Mutter und (dem ungeborenen) Kind und um die Möglichkeiten des Familiengerichts – Möglichkeiten, die aber noch viele offenen Fragen mit sich bringen. Anschließend wurde der Prozess von den ersten Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung bis zur Entlassung der Kindsmutter nach einer Inobhutnahme von der Pflege, dem Kliniksozialdienst und dem Jugendamt / ASD geschildert. Stolpersteine wurden beschrieben und Möglichkeiten zur Gewährleistung Best Practice vorgestellt und diskutiert. Ein zentrales Element in diesem Prozess ist, dass es nach jeder Inobhutnahme einen kurzen Austausch zwischen Klinik und Jugendamt gibt, um Irritationen schnell und nachhaltig zu klären. Diese Situationen sind für die Familie, aber auch für die Beteiligten auf Station und im Jugendamt hoch belastend und nur wenn sie anschließend gut aufbereitet werden, wird es gelingen, dass alle bereit sind, so zu handeln, dass das Kind Sicherheit erfährt und die Eltern professionell und kompetent begleitet werden.
Unser Fazit zum Fachtag: Es ist uns hier in Frankfurt gelungen, einen sehr gut durchdachten Prozess zu etablieren. Unsere Aufgabe als Babylotse sehen wir jetzt darin, dafür zu sorgen, dass dieser Prozess weiter gepflegt wird. Dazu gehört ein Schulungsangebot, das passend für die verschiedensten Berufsgruppen ist und der großen Zahl an Beteiligten gerecht wird. Alleine im Bürgerhospital arbeiten 300-400 Menschen in den unterschiedlichen Professionen der Geburtshilfe und im Bereich Kinderschutz im Jugendamt über 250 Menschen. Eine weitere Idee ist es, eine jährliche Fallkonferenz zu veranstalten – was ist gut gelaufen, wo gab es Kommunikationsprobleme und wie können diese vermieden werden?